Warum unsere Gesetze so kompliziert sind …

urteil011.jpgGesetze funktionieren wie Einkaufswagen mit Geldschlitz. Wie bitte? Ok, ich will etwas weiter ausholen: Aus einem mir nicht näher benannten Grund wurden eines Tages Einkaufswagen von Supermärkten mit einem Schloss verriegelt. Aufsperren und benutzen sollte man sie ab sofort nur nach Einwurf eines Geldstücks als Pfand, das man wieder zurückbekommt, wenn man den Wagen zurückbringt.

Ich spekuliere jetzt mal über den Sinn des Ganzen: Die Maßnahme soll wohl dazu führen, dass die Wagen a) tatsächlich vom Kunden selbst wieder an die Einkaufswagensammelstelle zurückgebracht werden und auf den Parkplätzen nicht im Weg stehen (diese Überlegung macht ja auch irgendwo Sinn) und/oder b) nicht geklaut werden (was vermutlich nicht funktioniert, weil 1 Euro für einen Einkaufswagen immer noch ein Schnäppchen ist).

Fassen wir also zusammen: Es macht "Sinn", Einkaufswagen nur gegen Pfand auszuleihen, weil damit zum einen Arbeitskräfte eingespart werden, die ansonsten die Wagen zusammenschieben müssten, und zum anderen die Gefahr kleiner wird, dass einsame Einkaufswagen mit PKWs kollidieren. So weit, so gut.

Was passiert aber in der Praxis?

Die Kunden haben keine passenden Geldstücke und nerven die Kassiererinnen mit der Bitte um Wechselgeld. Findige Geschäftsleute kamen daher auf die Idee, Münzen zu "fälschen", sprich Plastikmärkchen herzustellen, die anstelle der Münzen zum Freischalten der Einkaufswagen benutzt werden können.

Noch findigere Geschäftsleute verkauften diese Märkchen an die Einzelhändler, damit diese sie ihren Kunden schenken können, damit die Kunden kein Geld brauchen, um die Einkaufswagen frei zu bekommen. Des Weiterem haben es diese Geschäftemacher dann auch noch geschafft, die Märkchen zu individualisieren und den Händlern dafür zusätzliches Geld abzunehmen, damit diese auf die kostenlosen Chips als Werbung ihren Namen draufgedruckt bekommen.

Was haben wir also für eine Situation?

Händler kaufen Schlösser für ihre Einkaufswagen und geben weiteres Geld dafür aus, dass diese Schlösser keine mehr sind. Wäre es nicht konsequenter, die Schlösser abzumontieren und neue Wagen nur noch ohne Schloss zu bestellen, oder? Anders gefragt: Kennen Sie einen einzigen Supermarkt, bei dem es heute noch Einkaufswagen ohne Schlösser gibt? Vermutlich nicht. Ein neuer Standard hat sich etabliert, der unsere Welt komplizierter macht, weil es keiner schafft, uns zur Einfachheit zurückzuführen.

Schön, sagen Sie, aber was hat das mit unseren Gesetzen und der Politik zu tun?

Ich sage Ihnen, da läuft es genauso: Wenn irgendetwas nicht funktioniert, wird nicht das Prinzip in Frage gestellt. Keiner fragt: Brauchen wir die Münzen für die Einkaufswagen überhaupt? Stattdessen wird ein weiteres Gesetz beschlossen, dass am Symptom kuriert ("Rentner bekommen die Märkchen vom Amt kostenlos"), aber das Grundproblem nicht löst.

Das ist meines Erachtens der Grund dafür, warum unser Steuerrecht das komplizierteste der Welt ist und außerdem unser Gesundheitswesen nicht funktioniert, um ein weiteres Beispiel zu nennen. Keiner will wissen, warum etwas klemmt – ist auch schwer herauszufinden, denn inzwischen ist unsere ganze Gesetzgebung recht komplex geworden. Im Drüberlackeieren sind sie aber alle gut. Noch etwas Spachtel dazu, wird schon halten.

Wenn dem Staat etwas nicht schmeckt, wird schnell ein Gesetz gemacht (wer spricht heute noch über die Vogelgrippe oder die Kampfhundeverordnung?) und in die Schublade gelegt – und vergessen. Aufgeräumt wird nicht mehr. Klappe zu, Affe tot.

Erinnern Sie sich noch, mit welcher Windeseile die gesetzliche Grundlage für das erste Bankenrettungspaket innerhalb von einer Woche durchgepeitscht wurde? Ich behaupte: Kein Abgeordneter hat durchgelesen, worüber er da abgestimmt hat, und dieses Gesetz haben wir jetzt für das nächste Jahrtausend – falls diese Gesellschaft so lange durchhält. Und das ist der Grund, warum es für viele so schwer ist, sich selbständig zu machen, weil dieses Land in Vorschriften ertrinkt und keiner diesen Staat mal von Grund auf durchkehrt und aufräumt.

www.politik-check.de/
Ansprechpartner für die Presse:
Dr. Jürgen Konetschny
Chefredakteur
Hauptstr. 50
65346 Eltville

Quelle: openPR

geschrieben von: Neues Unterhaltsames Interessantes von Budoten am: 7.03.2009
bisher keine Kommentare

Comments links could be nofollow free.

Produkt-Vorstellungen

Produktsuche bei Budoten

Iaido und Kenjutsu