Taekwondo oder Wing Chun?
Soll ich mit Taekwondo aufhören?! Lohnt es sich den Grüngurt aufzugeben und mit Wing Chun anzufangen? Ich bin am verzweifeln!
Die Hauptursache für den Erfolg oder Misserfolg in einer Kampfkunst ist immer die Beständigkeit. Um es zur Meisterschaft zu bringen, muss man nicht nur viel trainieren, nein man braucht auch viel Ausdauer und Geduld.
Früher oder später gelangt jeder an einen Punkt, wo er meint nicht mehr weiterzukommen. Man scheint quasi auf der Stelle zu stehen.
Ich weiß nicht genau warum du darüber nachdenkst mit Taekwondo aufzuhören und mit Wing Chun anzufangen.
Frage dich doch einmal, warum Du mit Taekwondo angefangen hast. Was waren deine Erwartungen und Ansprüche? Welche Hoffnungen hattest du gehegt, als es mit Taekwondo losging?
Und was erhoffst du dir von Wing Chun?
Je tiefer du in die Kampfkunst einsteigst desto mehr wirst du feststellen, dass es am Ende gar nicht so sehr darauf ankommt, welche Kampfkunst du betreibst. Erstaunlicherweise finden sich nämlich die wichtigsten Techniken in allen Kampfkünsten wieder. Sogar die Ausführung ist gleich, denn die Gesetze der Physik und Biomechanik kann man nun einmal nicht außer kraft setzen.
So gesehen ist die Kampfkunst letztlich nur ein Name. Die Fähigkeiten und Fertigkeiten, die eine Kampfkunst vermittelt sind universell einsetzbar. Was die Kampfkünste dann voneinander unterscheidet ist einzig ihre Kampftaktik.
Jede Kampfkunst gibt uns Mittel und Werkzeuge an die Hand, um in bestimmten Situationen entsprechend reagieren zu können.
Der entscheidende Punkt in Bezug auf die Frage nach Taekwondo oder Wing Chun sollte die Frage nach dem Warum sein.
Warum willst du wechseln?
Warum denkst du, dass dir Taekwondo nicht liegt?
Warum glaubst du, dass dir Wing Chun mehr bieten kann?
Wer ständig die Kampfkünste wechselt wird letztlich nie wirklich tief in die Geheimnisse der Kunst eindringen können.
Mein Lehrer erzählt immer wieder gern eine Begebenheit, bei der er selbst dabei war. Nakayama Sensei, ein großer Karatemeister, wurde bei einem Fernsehinterview einmal vom Reporter gefragt was er denn von anderen Kampfkünsten wie Kendo, Judo, Aikido usw. halte. Darauf Nakayama Sensei, der zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als 40 Jahres seines Lebens dem Studium des Karate gewidmet hatte: „Ja, das sind alles schöne Kampfkünste …“ Der Reporter hakte nach: „Sensei,“ fragte er, „möchten Sie nicht auch diese Kampfkünste erlernen?“ Nakayama Sensei entgegnete: „Oh ja, das würde ich gern. Ich habe dazu aber leider keine Zeit. Ich muss noch soviel lernen. Jeden Tag übe ich Karate und jeden Tag entdecke ich etwas Neues…“
Was ich damit sagen will: Eine Kampfkunst wird, wenn man die Phase des Zweifelns überwinden kann immer interessanter und man wird feststellen, dass wohl ein ganzes Leben nicht reichen wird, um die Kampfkunst in ihrer Gänze zu erfahren.
Das was uns alle Kampfkünste lehren können und wollen sind Geduld und Ausdauer. Nicht bei kleinen Problemen aufgeben, nicht vor Schwierigkeiten davonlaufen sondern dem Problem stellen und es lösen.
Wenn es also keine wirklich schwerwiegenden Gründe für den Wechsel gibt, würde mein Rat lauten:
Ausprobieren? Ja.
Wechseln? Nein.
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