Die Talente der Wellensittiche …

… machen ihn zu dem, was er ist: einem der beliebtesten Haustiere im deutschsprachigen Raum. Leider werden ihm seine Talente auch zum Verhängnis – so wie sein vermeintliches Sprachtalent.

„Oh, wie süß.“

Ein sprechender Wellensittich ruft oft solche spontanen Bekundungen hervor, doch der Hintergrund seines „Sprechens“ wird dabei nicht erkannt oder schlimmstenfalls sogar verkannt. Denn was sehr oft als Ausdruck tiefer Zuneigung zu seinem menschlichen Halter ausgelegt wird, ist in Wirklichkeit eine soziale Störung, die durch eine widernatürliche Haltung und Prägung ausgelöst wird.

Ein Wellensittich wird nicht mit einem festen Repertoire an Lauten geboren, sondern er muss sie erlernen. In seinen Lautäußerungen ist der Wellensittich unglaublich flexibel und er lernt das ganze Leben über, diese zu erweitern und anzupassen. Daher sind klar erkennbare Lautäußerungen innerhalb der gesamten Wellensittichpopulation kaum auszumachen. Babara Brockway fand zehn unterschiedliche klar zuzuordnende Lautäußerungen bei Wellensittichen. Dies ist vergleichsweise wenig. Doch die individuellen Lautäußerungen innerhalb der Familien und Gruppen sind ungleich vielfältiger, wandelbarer und variantenreicher. So ist es kein Problem Äußerungen nicht an einzelnen Rufen festzumachen, sondern an Lautmustern.

Während der Entwicklung vom Küken zum geschlechtsreifen, verpaarten Tier erlernt ein Wellensittich eine Vielzahl an Lauten. So wird bereits das erste Bettelgeräusch vom zarten Piepen zu einer individuellen Abfolge von Lautgeräuschen weiterentwickelt. Als Vorbild dienen dabei Eltern und Geschwister, sodass sich innerhalb einer Familie eine eigene Abfolge von Lauten, Rufen und Gezeter entwickelt, an der sich die Familienmitglieder erkennen können. Erst im Alter von einigen Wochen beginnen die jungen Wellensittiche die Laute anderer Schwarmmitglieder nachzuahmen.

Nachahmung und Ausbildung eigener Lautvarianten bestimmen von nun an die Kommunikation des Wellensittichs. Durch dieses Verhalten entsteht mit der Zeit ein schwarmeigener Dialekt, wobei jeder Wellensittich seine eigenen individuellen Laute beibehält und perfektioniert.

Das gruppeneigene Lautrepertoire ist in der freien Natur wichtig. Hier vermischen sich kleinere Wellensittichschwärme temporär zu riesigen Gruppen, um sich später wieder zu trennen und eigene Wege zu gehen. Da sich die Gruppenmitglieder an ihren Lautäußerungen identifizieren, ist es ein Leichtes, dass sich die ursprünglichen Schwärme wiedervereinen können.

Auch für die Paare ist das Lautrepertoire sehr wichtig. So fand der Biologe Marin Moravec in einem Experiment heraus, dass Wellensittichweibchen jene Hähne bevorzugen, die ihren eigenen „Gesang“ besonders perfekt imitieren können oder von sich aus sehr ähnlich klingen.

Sieht man all diesen Tatsachen ins Auge, so wird deutlich, warum Wellensittiche auch die menschliche Sprache nachahmen können. Ihr gesamter genetischer Code ist darauf ausgelegt, sich in größere und kleinere Gemeinschaften mit anderen Wellensittichen integrieren zu können. Innerhalb einer Gruppe spielt die Kommunikation eine wichtige Rolle. Das naturgegebene Bedürfnis sich zu integrieren und an einen Partner zu binden ist so stark, dass ein allein gehaltenes Tier in seiner Verzweiflung auch den kommunikativen Kontakt zu artfremden Lebewesen sucht. Ganz nach seinem genetischen Muster imitiert es die “Lautäußerung” des Sozialkontakts. Wie verzweifelt und frustriert muss ein solches Tier sein, wenn sein Verhalten, das darauf abzielt einen Partner an sich zu binden, immer wieder in die Irre geführt wird. Wenn seine Bedürfnisse nicht gestillt werden, der Kontakt rein „verbal“ bleibt und nicht weiter vertieft wird. Durch Schnäbeln, gemeinsames Fliegen, Balzen und Paarungsrituale?

Ein Mensch kann einem Wellensittich den artgleichen Partner nicht ersetzen, diesen braucht er jedoch – von Natur aus, das ist eine Frage von naturbedingten Bedürfnissen, die gestillt werden müssen, um befriedigend für das Tier zu sein. Jede andersgeartete Behauptung widerspricht den wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Daher sind Berichte wie die Aufnahme des Wellensittichs Oskar ins Guinness Buch der Rekorde ein Affront gegen das Lebewesen Wellensittich und die Bemühungen aller Tierschützer und Wellensittichfreunde, mit den Fehlinformationen zur Wellensittichhaltung aufzuräumen. Wir als deutschlandweit einziger Wellensittichschutzverein sprechen uns eindringlich gegen die „Ehrung“ einer solchen Leistung aus und fordern Streichung dieses „Weltrekords“, der nur durch Tierquälerei erreicht werden kann.

Quelle: openPR

geschrieben von: Neues Unterhaltsames Interessantes von Budoten am: 17.11.2010
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Kategorien: Freizeit, Buntes

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